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  • AutorenbildGerlinde Bacher

Verschlossene Türen ...

Aktualisiert: 10. Juli 2023


Seit ein paar Tagen geht es mir wieder ziemlich schlecht. Ich bekomme vermehrt Panikattacken. Ich sitze bis spät in der Nacht vor dem Fernseher und ich vernachlässige immer mehr meine Bedürfnisse. Es zieht mich noch mehr runter, wenn ich es mir nicht erklären kann, woran das liegt, was der Auslöser von meinem Tief ist. Also sitze ich oft und lange grübelnd da, ohne Ergebnis.


Seit geraumer Zeit schreibe ich nach dem Aufstehen meine „Morgenseiten“. Es gibt zwar Tage, an denen ich es vernachlässige, jedoch in der Regel drei DIN A4 Seiten voll. An manchen Tagen aber: „Oh, mir geht es nicht gut. Mir tut alles weh.“ Oder welche Geräusche ich höre, weil mir sonst nichts einfällt. Manchmal schreibe ich, was ich an dem Tag vorhabe, welche Pläne ich für die nächste Zeit mache. Hier beginnen auch manche Blogbeiträge oder Posts für die sozialen Medien. Auch entwirre ich hier festgefahrene Gedanken und öffne im geschützten Rahmen mein Herz. Mein Sohn fragte mich mal: „Schreibst du manchmal auch über uns?“ Nein, meistens geht es um mich. Meine Selbstreflexion.


Und manchmal geschieht es so wie heute, dass mir während des Schreibens die Erleuchtung kommt. Während ich versuche, noch schlaftrunken meine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen, öffnen sich Türen zu verborgenen, eingeschlossenen Ängsten. Mir wurde heute Morgen bewusst, was mich in den letzten vier Tagen blockiert hat.


Seit einiger Zeit beschäftigt mich der Gedanke, wie ich meine Buchverkäufe steigern kann. Klar habe ich das Buch nicht nur für die Einnahmen veröffentlicht. Der Hauptgrund war die Entstigmatisierung meiner Erkrankung. Nach wie vor werden Menschen aufgrund ihrer Krankheit verurteilt und abgestempelt. Ich gestehe natürlich, dass ich die Einnahmen auch ganz gut gebrauchen könnte. Aber wenn das Buch nicht gelesen wird und über mein Thema: Depression und Angststörung gesprochen wird, habe ich nichts verändert. Regelmäßig sehe ich Videos von unterschiedlichen Menschen zu allen möglichen Themen in den sozialen Medien. Sehr häufig höre ich, dass Menschen mehr Begeisterung für Dinge aufbringen, wenn sie die Person hinter dem Produkt kennenlernen. Also möchte ich mich auch vor die Kamera trauen. Neulich hörte ich irgendwo, ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wo oder von wem, dass es nichts Schwierigeres gibt, als sein eigenes Produkt an den Mann zu bringen. Jedoch ist meine viel größere Herausforderung, mich aus dem Schatten hinauszubegeben. Diese Aufnahme von mir live aufzunehmen erscheint mir, wie ein Berg zu besteigen. Extrem ansträngend und mit der Gefahr verbunden abzustürzen. Es ist ein Unterschied, ob man Geschriebenes veröffentlicht oder ob man seine Gefühle und Gedanken laut vor einem Publikum ausspricht. Ich dachte bisher: "Es ist mir egal, was die meisten von mir halten." Dennoch schleicht sich immer wieder ein Gedanke in mein Geist, wie ein ungebetener Gast in mein Leben.


„Was denken die anderen darüber?“


Wenn ich für jemand anderen in einer unguten Situation einstehen will, setzt mein Gehirn aus und ich handele nur nach meinem Gefühl. Ich stehe auf und stelle mich vor die bedrohte Person. Wenn ich aber für mich selbst eintreten sollte, was nicht selten in der Vergangenheit vorkam, stehe ich sprachlos da, wie von einem ICE überrollt und bekomme kein Wort raus. Unzählige Male ist mir das schon passiert, dass ich kleingemacht wurde und ich nicht im Stande war, etwas zu erwidern und für mich einzustehen. Ich finde keine Worte, um mir selbst beizustehen und mich zu Wehr zu setzen. Diese vermeidliche „Schwäche“ laut auszusprechen und zugeben, macht uns verwundbar. Keiner möchte sich verwundbar machen. Also gibt es diese Menschen, die sich selbst klein und unsichtbar machen, um sich zu schützen. Also vermeiden wir Situationen, wo wir verletzt werden könnten. Wenn du nicht gesehen wirst, kann dir nichts Schlimmes geschehen. Dieser Gedanke gehört nach wie vor zu mir. Dabei widerspricht es total meinem Wesen. In der Öffentlichkeit bin ich meistens gut gelaunt und gesellig. In der Schule war ich der Klassenclown, immer für ein Späßchen zu haben. Im Verkauf ging ich morgens auf „die Bühne“ und abends fiel der Vorhang. Ich vermute, dass es sich hier um mein Schutzmechanismus handelt. Ablenkend in die Offensive gehen, bevor jemand merkt, dass ich eigentlich unsicher und verängstigt bin.


Und so stehe ich mir selbst im Weg durch die selbst aufgebürdete Schutzmauer, die mich blockiert, ich selbst zu sein. Auch beim Malen kann sich meine Muse nicht wirklich entfalten, weil sich Gny. Hartmann ständig zu Wort meldet und brüllt: „Das ist scheiße! Das will doch keiner sehen!“


Aber allein dadurch, dass ich anfing, heute Morgen darüber zu schreiben, löste sich der schädliche Dunst in meinem Blickfeld etwas und ich war im Stande, diesen Blogbeitrag zu verfassen. Vielleicht schaffe ich es auch in den nächsten Tagen für euch ein kurzes Video aufzunehmen und mich live zu zeigen, denn ich hätte eine Überraschung zu verkünden und das würde ich sehr gerne via Video tun.


Denkst du auch ständig darüber nach, was andere von dir halten oder wie sie über dich denken? Hast Du Fragen? Ich freue mich sehr auf Dein Kommentar...


Viele liebe Grüße und bis bald


Deine Linde :)




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